Jens Weichel ist Schwerbehindertenvertreter der Firma Mobotix AG in Winnweiler-Langmeil, die bereits drei behinderte Menschen im Rahmen des Budget für Arbeit beschäftigt und die Einstellung drei weiterer Personen im Rahmen dieser Alternaitvförderung zur Beschäftigung in einer Werkstatt für behinderte Menschen auf sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen plant. kobinet-Redakteur Ottmar MIles-Paul sprach mit dem Schwerbehindertenvertreter der Firma über die bisherigen Erfahrungen mit dem Buget für Arbeit und die Möglichkeiten und Nöte der Schwerbehindertenvertretungen in Betrieben.
kobinet-nachrichten: Bei der Firma Mobotix spielt die Beschäftigung behinderter Menschen ja eine besondere Rolle. Wie kam es dazu und in welchen Bereichen werden Menschen mit Behinderungen eingesetzt.
Jens Weichel: Es wird jede Woche Material und Zubehör von den Westpfalz-Werkstätten abgeholt und verarbeitet. Dies war ein großes Bedürfnis der Familie Hinkel, die die Firma vor zwanzig Jahren gründete. Menschen mit Behinderungen werden bei uns zum größten Teil in der Produktion eingesetzt. Auch in der IT, im Marketing und in der Reparatur sind welche beschäftigt.
kobinet-nachrichten: Im Gegensatz zu vielen anderen Firmen beschäftigen Sie auch Menschen, die sonst in Werkstätten für behinderte Menschen arbeiten würden im Rahmen des Budget für Arbeit. Welche Erfahrungen haben Sie dabei bisher gemacht und wie viele Menschen sind es, die bei Ihnen bereits das Budget für Arbeit nutzen?
Jens Weichel: Momentan sind es drei Personen, die im Rahmen des Budget für Arbeit bei uns beschäftigt sind. Es werden in nächster Zeit noch drei weitere hinzukommen. Sie werden zuerst ein Praktikum absolvieren und danach wird entschieden, in welcher Abteilung ein geeigneter Platz für sie ist. Natürlich sollen sie dann in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis übernommen werden.
kobinet-nachrichten: Die Schwerbehindertenvertretung hat in den Betrieben ja eine Reihe von Möglichkeiten, die Beschäftigung behinderter Menschen zu fordern und zu fördern. Wie ist das bei Ihnen und was ist dabei wichtig?
Jens Weichel: Ich versuche natürlich, dass unsere schwerbehinderten Kollegen voll und ganz respektiert werden. Im September werden wir auch wieder eine Schwerbehindertenversammlung absolvieren. Hier werde ich Herrn Kirschenheiter vom Integrationsamt einladen. Er wird dann über seine persönlichen Erfahrungen in Betrieben berichten. Auch über Möglichkeiten, Zuschüsse zu bekommen um Fortbildungen zu absolvieren. Für eine gehörlose Kollegin beantragte ich eine App. Sie ermöglicht, dass jedes gesprochene Wort direkt übersetzt wird und auf einem iPad angezeigt wird. Sie kann jetzt an jedem Meeting in Ihrer Abteilung teilnehmen und die Kommunikation mit den Kollegen hat sich dadurch verbessert.
kobinet-nachrichten: Was braucht es Ihrer Meinung nach, damit mehr behinderte Menschen statt in einer Werkstatt in den Betrieben arbeiten und dort entsprechend entlohnt werden?
Jens Weichel: Ich glaube, dass viele Unternehmen überhaupt nicht wissen, was das Budget für Arbeit überhaupt ist und dass es so etwas gibt. Aus diesem Grund müsste mehr Personal in den Werkstätten eingestellt werden. Es sollte auch mehr Werbung darüber gemacht werden.
kobinet-nachrichten: Wenn Sie zwei Wünsche für die Beschäftigung behinderter Menschen frei hätten, welche wären das?
Jens Weichel: Ich würde mir wünschen, dass mehr Zuschüsse freigegeben werden. Dadurch werden den schwerbehinderten Menschen mehr Perspektiven in der Arbeitswelt ermöglicht. Die Ausgleichszahlungen müssten drastisch erhöht werden, damit Unternehmen mehr schwerbehinderte Menschen beschäftigen.
kobinet-nachrichten: Vielen Dank für das Interview.