Jena (kobinet) Nachdem das Datenmaterial über behinderte Menschen, die ein Budget für Arbeit nutzen, das seit dem 1. Januar 2018 nun auch bundesweit gesetzlich verankert ist, noch sehr dünn ist, könnte eine Neueinstellung des Zentrum für selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen in Jena (ZsL) evtl. neue Kapazitäten für die Erfassung dieser Daten bringen. Dort arbeitet seit kurzem Graf Zahl aus der Sesamstraße im Rahmen eines Budget für Arbeit. Barbara Vieweg führte mit dem bekannten Vampir und Zähler ein Interview über seinen neuen Job und wie es zum Budget für Arbeit kam.
Vor allem hofft Barbara Vieweg, dass der spaßige Beitrag etwas dazu beiträgt, dass sich behinderte Menschen, die bereits ein Budget für Arbeit nutzen, melden, um ihre Erfahrungen zu schildern. Dies wäre eine gute Ergänzung zu der noch nicht beantworteten Anfrage der FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag an die Bundesregierung über die Anzahl der Nutzer*innen des Budgets für Arbeit. Die Antwort der saarländischen Landesregierung auf eine Anfrage der LINKEN war ja mit 0 bis Oktober 2018 ernüchternd und würde den zählbegierigen Graf Zahl in seiner neuen Tätigkeit völlig unterfordern.
Interview von Barbara Vieweg mit Graf Zahl aus der Sesamstraße
Barbara Vieweg: Graf Zahl, Sie haben seit einiger Zeit ein Budget für Arbeit und sind nun im Jenaer Zentrum für selbstbestimmtes Leben beschäftigt. Wie kam es dazu?
Graf Zahl: Das Krümelmonster arbeitet seit letztem Jahr in der Keksfabrik in Kahla. Es gefällt ihm sehr gut dort und er verdient Geld für noch mehr Kekse. Da habe ich gedacht, dass ich es auch gern mal versuchen will.
Barbara Vieweg: Wie haben Sie die Stelle in Jena gefunden?
Graf Zahl: Kermit - der kennt sich immer gut aus - erzählte mir vom Budget für Arbeit. Ein Betrieb bekommt Geld dafür, damit ich dort arbeiten kann.
Barbara Vieweg: Was arbeiten Sie im Büro?
Graf Zahl: Wie Sie wahrscheinlich wissen, muss ich immer alles zählen, was ich sehe, und so habe ich eine Stelle in der Buchhaltung bekommen.
Barbara Vieweg: Was genau sind Ihre Arbeitsaufgaben?
Graf Zahl: Ich zähle die Buchungen immer zusammen und gebe sie an die Buchhaltung zurück. Ich bin besser als ein Taschenrechner!
Barbara Vieweg: Hat es lange gedauert, bis Sie am Arbeitsplatz zurechtgekommen sind?
Graf Zahl: Als Vampir muss ich die Sonne meiden, deshalb hat das Amt Vorhänge bezahlt, die meinen Arbeitsplatz verdunkeln. Bis die Vorhänge da waren, hat es ganz schön lange gedauert. Deshalb durfte ich am Anfang in der Nacht arbeiten.
Barbara Vieweg: Wie kommen Sie mit den Kolleg*innen zurecht?
Graf Zahl: Sehr gut, alle sind sehr freundlich. Jetzt wissen sie auch endlich, wieviel Büroklammern, Briefumschläge, Messer, Gabeln, Löffel….
Barbara Vieweg: ….alles klar, das habe ich verstanden…. Was hat sich sonst für Sie durch das Budget für Arbeit verändert?
Graf Zahl: Da ich jetzt am Tag über auf Arbeit bin, muss ich nicht mehr den ganzen Tag das machen, was Erni und Bert sagen.
Barbara Vieweg: Und was haben Sie sich von Ihrem ersten Geld gekauft?
Graf Zahl: Einen neuen Vampirumhang und ein Puzzle mit 10.000 Teilen, die habe ich alle nachgezählt.
Barbara Vieweg: Graf Zahl wird danken für das Gespräch.
Behinderte Menschen, die ein Budget für Arbeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt nutzen und zu einem Interview über ihre Erfahrungen bereit sind, können sich an Ottmar Miles-Paul mit der E-Mail: